Geschirr oder Halsband – was ist besser für Deinen Hund?

Lesedauer 7 Minuten

Hunde an ein Geschirr oder Halsband zu gewöhnen ist wichtig, denn in vielen Teilen Deutschlands herrscht Leinenzwang und zwar nicht nur während der Brut- und Setzzeit. Daher setzt sich wohl jeder Hundebesitzer mit der Frage auseinander, was nun geeigneter für den geliebten Vierbeiner ist. Wir erklären Dir heute, was wirklich besser ist und wir Du Deinen Hund ganz einfach daran gewöhnst.

Ist ein Hundegeschirr artgerechter als ein Halsband?

Häufig liest man in diversen Foren, dass ein Hundegeschirr das einzig wahre ist und Halsbänder nicht artgerecht sind. Diese Ansicht halten wir für sehr pauschalisiert. Denn ob ein Geschirr oder ein Halsband für den jeweiligen Hund und die Situation besser geeignet ist, solltest Du immer individuell entscheiden. Wir geben Dir ein paar Denkanreize mit auf den Weg, die Dir bei der Beantwortung der Frage helfen sollen:

  • Wie alt ist Dein Hund?
  • Hat Dein Hund ein entspanntes Temperament?
  • Oder ist Dein Hund sehr energiegeladen?
  • Wie schreckhaft ist Dein Hund?
  • Wie wichtig ist Dir eine gute Leinenführigkeit?

Je nachdem, welche Antworten Du nun auf diese Fragen hast, kannst Du nun entscheiden, ob eher ein Hundegeschirr oder ein Halsband Dein Favorit ist.

Warum Dein Hund kein Halsband tragen sollte

Ein Hund, der gelernt hat, dauerhaft zu ziehen, sollte vorerst ausschließlich im Training an einem Halsband geführt werden. Das Ziehen am Halsband ist extrem schlecht für die Nackenmuskulatur, den Rücken und kann zudem auch Schäden im Rachenbereich auf sich ziehen. Das gilt übrigens für kleine wie große Hunde gleichermaßen. Leider werden kleine Hunde immer noch wie Kuscheltiere behandelt, aber auch sie müssen artgerecht behandelt werden. Bei einem Welpen macht ein Welpengeschirr für den Anfang meist mehr Sinn. Denke bitte außerdem daran, dass das Halsband immer an einer besonders empfindlichen Stelle Deines Hundes sitzt.

In Situationen, in denen Du Deinen Hund zusätzlich sichern solltest, ist das Halsband auch nicht die richtige Wahl. Solltest Du beispielsweise mit Deinem Vierbeiner wandern und die Wegstrecke ist sehr schwierig, empfiehlt es sich, lieber zu einem Geschirr zu greifen, damit Du ihn im Fall der Fälle sichern kannst.

Solltest Du Deinen Hund im Auto anschnallen, darf dies auch niemals an einem Halsband passieren. Im Auto muss er immer an einem Geschirr gesichert sein. Wie Du ihn richtig sicherst, erfährst Du in unserem Beitrag Mit Deinem Hund sicher im Auto verreisen.

Was spricht gegen ein Hundegeschirr

Aber auch bei Hundegeschirren solltest Du einiges Beachten. Ein Hundegeschirr richtig anlegen will gelernt sein. Außerdem musst Du Deinen Hund richtig ausmessen. In unserem Beitrag Hundegeschirr – welche Größe ist die richtige erfährst Du, wie Du es richtig machst.

Viele Geschirre schränken die Bewegungsfreiheit bei Hunden ein. Gerade die beliebten Norwegergeschirre können den Bewegungsapparat Deines Hundes stark einschränken und bieten zudem im Ernstfall wenig Sicherheit und Halt, auch wenn ein Hundegeschirr mit Namen doch so süß sein kann.

Geschirr oder Halsband
Ob Du zu einem Geschirr oder Halsband greifen solltest, hängt stark von Deinem Hund ab,

Welches Halsband soll ich nehmen?

Wenn Du nach einem passenden Halsband suchst, kannst Du meist aus zwei Varianten entscheiden. Die meisten Halsbänder haben eine Schnalle zum Verschließen. Halsbänder findest Du in vielen verschiedenen Materialien. Achte darauf, dass das Halsband gepolstert ist. Es sollten zwei Finger zwischen Hundehals und Hundehalsband passen. Es darf nicht zu eng sitzen und auch nicht zu weit, damit es nicht einfach über den Kopf Deines Hundes rutscht.

Die zweite Variante ist das sogenannte Zugstopp-Halsband. Dieses hat keine Schnalle zum Verschließen, sondern wird über den Kopf gezogen. Es ist so konzipiert, dass bei Zug Dein Hund sich nicht aus dem Halsband ziehen kann.

Im Sport ist das Zugstopphalsband praktisch, da es schnell auf – und abgezogen ist. Solltest Du dieses Halsband aber nur nutzen, da sich Dein Hund häufiger aus dem Halsband zieht, solltest Du in jedem Fall lieber zu einem No-Exit-Hundegeschirr greifen, denn nur so ist Dein Hund wirklich gut gesichert und kann keinen gesundheitlichen Schaden nehmen.

Welches Geschirr für welchen Hund?

Bei Hundegeschirren gibt es dann eine größere Auswahl. In vielen tollen Farben kannst Du Dein neues Leder Hundegeschirr, das Geschirr aus Nylon oder anderen Materialien aussuchen. Inzwischen gibt es sogar LED-Hundegeschirre, damit Ihr auch im Dunkeln immer gut gesehen werden könnt.

Häufig hast Du bestimmt die Norweger-Brustgeschirre schon gesehen, die einen kurzen Spruch tragen. Von diesen möchten wir Dir deutlich abraten. Wie oben bereits erklärt, wirken sich diese negativ auf die Bewegung Deines Hundes auf.

Die gängigsten Geschirre sind sogenannte Brustgeschirre wie zum Beispiel die beliebten Anny-X Hundegeschirre. Die Halsschlaufe läuft vor der Brust zusammen und führt zum Bauchbereich. Von dort aus verlaufen dann jeweils an der Seite Stege nach oben, die wiederum mit dem Rückensteg verbunden sind. Panikgeschirre haben noch einen weiteren Bauchgurt weiter hinten, damit sich Dein Hund auf keinen Fall aus dem Geschirr ziehen kann.

Drei Hunde mit Hundegeschirre
Hundegeschirre kannst Du in vielen unterschiedlichen Farben kaufen. So sieht Dein Hund auch noch richtig schick aus.

Ist Dein Hund also besonders schreckhaft oder stammt aus dem Auslandtierschutz und muss sich erst eingewöhnen, solltest Du vorerst zu einem Sicherheitsgeschirr greifen. Ansonsten kannst Du ein gut sitzendes Brustgeschirr wählen.

Für den Sport kannst Du außerdem noch aus speziellen Zuggeschirren für CaniCross und Dogscooting, den Böttger- oder Böttchergeschirren für die Fährtenarbeit und Agility-Geschirren unterscheiden. Im Mantrailing wird meist ein normales Brustgeschirr eingesetzt. In allen Bereichen findest Du eine große Auswahl.

Wie ziehst Du Deinem Hund das Geschirr an?

Auch hier gibt es einige Unterschiede. Die meisten Geschirre werden über den Kopf gezogen und dann an der Seite verschlossen. In einige Geschirre muss der Hund mit den Pfoten einsteigen. Unsere Erfahrung zeigt, dass dieses viele Hunde nicht gerne mögen, was aber sicherlich auch reine Trainingssache ist.

Worauf solltest Du beim Kauf Deines Hundegeschirrs achten?

Das A und O des Geschirrs ist der gute Sitz. Das Geschirr darf Deinen Hund in der Bewegung nicht einschränken. Daher solltest Du in jedem Fall darauf achten, dass das Geschirr weder zu groß noch zu klein ist. Es sollte gepolstert sein und die Schnallen weich unterlegt, damit Dein Hund auch beim Liegen nicht dadurch gestört wird. Selbstverständlich darf das Geschirr nicht zwicken und zwacken, die Gurte nicht scheuern. Kontrolliere es daher immer auf Kanten oder spitze Stellen.

Außerdem solltest Du darauf achten, dass das Geschirr verstellbar ist, damit Du es auch individuell auf Deine Fellnase anpassen kannst.

Bitte kaufe auf keinen Fall ein sogenanntes Erziehungsgeschirr! Diese arbeiten mit Druck und Schmerz – und so sollte niemals ein gutes Hundetraining funktionieren. Sollte Dein Hund stark ziehen, musst Du in jedem Fall Eure Leinenführigkeit auf den Prüfstand stellen – und Dir im Fall der Fälle lieber professionelle Hilfe in Form eines kompetenten Hundetrainers suchen.

Wie gewöhnt man einen Hund an das Hundegeschirr?

Hast Du Dich nun für ein Hundegeschirr entschieden, solltest Du Deinen Hund langsam daran gewöhnen. Das Halsband kennen die meisten Hunde schon, da sie dieses bereits beim Züchter angezogen bekommen.

Für viele Hunde ist das Anziehen das Geschirrs natürlich erst mal ungewohnt. Nicht selten versuchen sich Hunde anfangs, aus einem Geschirr wieder zu befreien. Deswegen ist es enorm wichtig, dass das Geschirr zum einen natürlich gut passt und nicht unangenehm im Tragekomfort ist und zum anderen Du das Hundegeschirr positiv verknüpfst.

Am besten gehst Du schrittweise vor. Bitte übereile es nicht, denn hat der Hund das Hundegeschirr erstmal negativ verknüpft, dauert es eine ganze Weile, bis er wieder entspannt beim Anziehen ist.

  • Schritt 1: Nehme das Geschirr in eine Hand und belohne Deinen Hund, sobald er das Geschirr anschaut
  • Schritt 2: Belohne Deinen Hund, wenn er sich dem Geschirr nähert, also Interaktion in Richtung des Geschirrs zeigt
  • Schritt 3: Dein Hund berührt das Geschirr – auch hier solltest Du niemals die Belohnung vergessen
  • Schritt 4: Belohne Deinen Hund, wenn sein Kopf durch die Halsöffnung geht (wenn erstmal nur die Nase durchgeht, ist das nicht schlimm, belohne bitte auch hier sofort)
  • Schritt 5: Bitte schließe das Geschirr hier noch nicht sofort. Bringe Deinem Hund erst bei, entspannt seinen Kopf wieder aus dem Geschirr zu nehmen.
  • Schritt 6: Geht Dein Hund entspannt mit seinem Kopf in das Geschirr und wieder hinaus, kannst Du nun das Geschirr auch schließen. Achte darauf, dass Du kein Fell mit in die Schnallen bekommst. Belohne auch hierfür Deinen Hund

Wenn Dein Hund sich das Geschirr entspannt an- und wieder ausziehen lässt, kannst Du ihm auch noch beibringen, dass er es Dir bringt. Viele Hunde haben Spaß an dieser kleinen Alltagsaufgabe.

Sollte Dein Hund sehr starke Probleme mit dem Anziehen eines Geschirrs haben, weil er zum Beispiel schlechte Erfahrungen gemacht hat, hilft es, wenn Du das Training nebenbei statt finden lässt, damit Dein Hund sich gar nicht so auf das Geschirr fokussiert, sondern es als selbstverständlich ansieht. Außerdem sollte er immer lernen, dass das Geschirr etwas gutes bedeutet – also belohne ihn mit für ihm besonderen. Dies kann ein Spiel sein oder ein Super-Leckerli – je nach den Vorlieben Deines Hundes.

Ganz wichtig: Habe bitte Geduld. Manchmal hilft auch einfach die Zeit.

Fazit Hundegeschirr oder Halsband

Aus unserer Sicht ist es wichtig, dass Dein Hund sowohl an einem Halsband auch an einem Geschirr entspannt laufen kann. Wichtig ist hierbei natürlich, dass Dein Hund gut an der Leine geht, was natürlich Training bedarf.

Viszla Chief mit Halsband
Viszla Chief trägt hier ein einfaches Zugstopp Halsband im Freilauf.

Es gibt Situationen, in denen ein Halsband die bessere Wahl ist – in anderen ist das Geschirr besser geeignet. Wenn Du Deinen Hund zusätzlich sichern möchtest, zum Beispiel bei Angsthunden oder in unwägbaren Gelände, nutze in jedem Fall ein Geschirr. Aber auch am Halsband sollte Dein Hund lernen, entspannt neben Dir zu laufen. Deswegen haben wir zu Hause sowohl Geschirre als auch Halsbänder für unsere Hunde.

Achte in jedem Fall immer auf eine gute Qualität. Beides muss gut sitzen, darf weder scheuern noch drücken oder gar Schmerzen verursachen.

Wenn Du Fragen zu diesem Thema hast, steht Dir das Team von pfoten.net gerne zur Verfügung. Wir würden uns auch über Dein Kommentar und Deine Erfahrung zu diesem Thema freuen. Was nutzt Du? Halsband? Geschirr? Oder so wie wir Beides?

Als Tierliebhaber und Tierschützer, ist es mir ein wichtiges Anliegen über artgerechte und gesunde Haltung und Ernährung von Tieren zu schreiben. Ich möchte aufklären und aufzeigen was für Eure Tiere wichtig ist.

4 Gedanken zu „Geschirr oder Halsband – was ist besser für Deinen Hund?“

  1. Ich habe mich damals für ein Hundegeschirr entschieden, das Julius-K9 und bereue es bis heute nicht. Es hält schon einige Jahre und hat eine super Qualität. Mit dem schönen Gimmick, verschieden Namen/Sprüche daran zu befestigen.

    Beste Grüße
    Noah

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    • Hallo Noah, leider gibt es einige Studien darüber, dass ein solches Geschirr auf den Schultern liegt und somit die Bewegung behindern kann. Für einen Laien kaum zu erkennen. Daher empfehlen wir lieber ein anderes Geschirr zu nutzen. Viele Grüße, Wiebke

      Antworten
  2. Hmmm, nach eurem Text bleibt bei mir schon aber noch die Frage offen: Wann ist ein Halsband bei einem Hund sinnvoll? So richtig beantwortet wird die Frage irgendwie nicht. Bei einer doppelten Sicherung (Ronja ist ein Auslandshund) geht es ja nicht anders. Aber mittlerweile sind wir beide froh, dass Halsband los zu sein. Und bisher fällt mir kein wirkliches Argument ein, wann ein Halsband Vorteile gegenüber einem gut sitzenden Geschirr hat. Außer dass so ein Halsband schneller anzulegen geht.
    Grüße aus Kiel
    Ronja & Konrad

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    • Liebe Ronja, generell ist es immer davon abhängig, was Du gerade mit Deinem Hund machst, was Du für einen Hund hast und wie das generelle Umfeld ist. Einige Hunde mögen es beispielsweise gar nicht, ein Geschirr zu tragen. Auch im Hundesport darf in vielen Bereichen kein Geschirr getragen werden. Denn natürlich ist die Gefahr, mit einem Geschirr hängen zu bleiben, deutlich größer als mit einem Halsband. Deswegen kann auch keine pauschale Aussage getroffen werden. Es gibt auch viele schlechtsitzenden Geschirre, die den Bewegungsapparat des Hundes deutlich einschränken. Deswegen unsere Empfehlung: Individuell entscheiden. Bei normalen Spaziergängen, beim Zugsport oder am Fahrrad ist sicherlich immer ein Geschirr zu bevorzugen (sofern es richtig sitzt). Aber es gibt auch eben Situationen, wo ein Halsband besser ist. Außerhalb der Brut- und Setzzeit läuft meine Hündin sehr viel frei. Da benötige ich dann kein Geschirr.
      Liebe Grüße
      Wiebke

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